Eigentlich wollte ich nicht, aber ich kann meine Tastatur nicht zähmen. Bevor man etwas nicht selber ausprobiert hat, sollte man nicht darüber schreiben. Ich mach’s jetzt doch, weil mich folgender Artikel von silicon „Twitters zweite Seite“ echt genervt hat, weil silicon die wesentlichen Teile vergessen bzw. verdreht hat.
Aussage silicon: „Mit einem vollständig überarbeiteten Redesign will Twitter dem Nutzerexodus in Richtung Facebook entgegensteuern.“
Twitter will nicht Facebook nacheifern, das schafft twitter auch gar nicht! Der erste Unterschied ist das asynchrone Following bei twitter. Diesen Unterschied auszugleichen liegt twitter fern, muss es auch nicht. Denn twitter versteht sich da eher als Nachrichtenkanal sowohl einseitig als auch wechselseitig, ganz nach Wunsch und Wahl, denn als Diskussionsplattform. Hat twitter nun geschachtelte Kommentare eingeführt? Nein. Es sind und bleiben Replies, die man sich mühsam zusammen suchen muss, möchte man eine Diskussion mit mehr als zwei Leuten verfolgen.
Hat twitter Benachrichtigungen eingeführt? Nein. Bei Facebook erhalte ich Benachrichtigungen (Standardeinstellung, soweit ich weiß), wenn auf mein „Like“ oder Kommentar ein nachfolgender Kommentar eingeht.
Wo ist das jetzt bitte „Nacheifern“? Silicon, schlecht formuliert, gefällt mir nicht, da es sachlich falsch ist. Wolltet Ihr ein Namedropping betreiben, einfach mal Facebook mit erwähnen? Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht.
silicon sagt: „Denn zum ersten Mal, erweitert Twitter den Dienst, der im Kern nur aus der so genannten Timeline der Twitter-Feets besteht.“
Ah, diese Aussage ist fast richtig, also in der zweiten Hälfte des Satzes, nur leider schreibt man Feeds mit D! Bin ich froh, dass silicon nicht Tweets mit D geschrieben hat, so wie man es häufig genug (zu) oft sieht. Ok, ein Rechtschreibfehler, aber lasst mich doch mal lästern … 😉
Hmm, die wirklich erste Erweiterung war doch, dass Replies unterstützt wurden, weil twitter dem Nutzerwunsch nachgab. Aber vielleicht hat silicon das einfach vergessen. Weitere Features folgten, aber es hört sich einfach besser an, wenn jemand etwas das erste Mal tut, statt das fünfte Mal oder die sechste Neuerung. Oder?
silicon sagt: „Mit dem Redesign, so betont Williams, wolle man den Dienst attraktiver für die Anwender machen und einige Schwachstellen beheben. Denn bereits heute greifen rund 78 Prozent der Anwender direkt auf Twitter zu und verwenden keine der zahlreichen Anwendungen von unabhängigen Anbietern, wie etwa TweetDeck. 16 Prozent nutzen den Dienst über mobile Geräte.“
Wem soll ich jetzt Glauben schenken? T3N hat Anfang des Monats einen Artikel „Twitter veröffentlicht Statistiken zur mobilen Nutzung“ veröffentlicht, der einen ganz anderen Schwerpunkt darstellt:
- 62 Prozent Zuwachs zur mobilen Nutzung seit Mitte April
- 16 Prozent der neuen User starten gleich mobil
- vor dem Strategiewechsel hin zu offiziellen Apps waren es lediglich 5 Prozent
- 46 Prozent der aktiven User twittern auch mobil
Ich sehe das ein bisschen anders als silicon, warum twitter die Webnutzung wieder forciert: es gibt genügend mobile Apps und Clients, die schon Werbung einblenden, meist in der kostenlosen Version, falls es auch eine Bezahl-App gibt. Davon hat twitter nichts. Da bietet twitter also einen Dienst an und bekommt nichts vom Werbekuchen ab, sogar andere kassieren ab, das muss aufhören, dachte sich twitter vermutlich. Durch das neue Design hat twitter nun ganz andere Werbemöglichkeiten, die sich hier eröffnen. Konkrete Aussagen dazu habe ich nicht gefunden, aber twitter muss ja mal endlich Geld in die Kassen bekommen.
Interpretationsoffen geschrieben. Was dahinter stecken könnte? YouTube wird es weniger kratzen, aber die „kleineren“ Dienste wie TwitPic werden nun weniger Seitenaufrufe bekommen. Schlimm? Ja, denn die Werbung wird natürlich nicht mehr wahrgenommen, wenn — wie Tweetdeck es im Client oder der App vormachte — die Bilder und andere Medien direkt angezeigt werden, ohne Seitenaufruf.
Nun, dann warte ich erstmal ab, wie sich das neue twitter dann wirklich (in ein paar Tagen/Wochen?) anfühlt und werde mich dann weiter auslassen — vielleicht muss mich noch nicht mal wieder ein Artikel so nerven, um in die Tasten zu hauen.
klasse analyse nicole! triffts auf den kopf. und silicons beitrag las sich sehr wie typisch deutsches kritisieren um des kritisierens willen. insbesondere die nebulösen und nur andeutungsweise geäußerte kritik auf die werbe- und verdienstmöglichkeiten, die sich twitter versucht zu eröffenn.
Jepp, twitter will geld verdienen. und das soll es verdammt nochmal auch 🙂 gute idee, guter service, gute plattform. was gibt es da zu nörgeln, wenn man geld damit verdienen will 🙂
hast du sehr schlüssig aufgedröselt. danke dafür. grade auf der ori10k.de tour ist es schön, solche komprimierten zusammenfassungen zu lesen, was grade so los ist, damit ich nach 50 tagen nicht völlig raus bin 🙂 vielen dank dafür!
Danke für Lob und Kommentar, Alex – das geht runter wie 15W 40 …
Wünsche Dir und Angie noch viele tolle Erlebnisse auf der http://ori10k.de Tour – freue mich immer, die Fotos und Berichte von Euch zwischendurch auf Blog, Facebook und twitter zu lesen.
… neues fühlt sich anfangs immer etwas ungewohnt an, dabei ist dahin gestellt, ob nun besser oder schlechter… das ungewohnte kommt immer als anhängsel mit… daher muss man nicht immer gleich kritisch werden, sondern sollte sich evtl auch mal mit neugier dem neuen nähern….
Tobi, ganz verstehe ich Deinen Kommentar nicht, denn ich habe nicht twitter kritisiert, sondern wie silicon das Ganze darstellt – kommentiert bzw. „richtig gestellt“. Mein letzter Satz zeigt, dass ich a) neugierig bin und b) darüber dann ausführlicher schreiben könnte, wenn ich „aufgeschlossen“ newtwitter wirklich selber getestet habe – „auslassen“ ist also keine Avis für Kritik üben. Also alles „im Lot“, meine ich.
Erklärst Du mir bitte genauer, was Du meinst?