Auffällig war, dass Quora nur auf Einladung zugänglich war. Das macht das Ganze ja in der Anfangsphase ein bisschen interessanter. Warum? Klar, weil die Leute, die noch keinen Invite haben auf den anderen Netzwerken wie Twitter, Facebook etc. „krähen“, ob sie einen bekommen. Oder die Leute, die schon „drin sind“, anbieten, „wer will nochmal, wer hat noch nicht?“
Nach der Anmeldung ballert es einem erstmal das Postfach voll, weil die Vernetzung teilweise automatisch verläuft, sobald man z. B. Twitter authoriziert nach Followern zu suchen. Ich war jedenfalls erstaunt, wie schnell das ging, dass die Follower-/ und Followingzahlen wuchsen. Wohlgemerkt: auch, wenn man nicht besonders aktiv ist. Dafür sorgt dieses System selbst. Zumindest, wenn man woanders schon vernetzt ist. Ich habe jedenfalls noch nicht gelesen, dass jemand „schimpft“, man müsse sich die ganzen Leute wieder zusammen suchen und findet sie nicht (wie auf Diaspora, aber das wäre einen weiteren Blogartikel wert, ich will jetzt nicht vergleichen).
Man kann Themen „abonnieren“ und auch anderen Leuten Themen vorschlagen. So hatte ich gleich zu Beginn irgendwelche Themen an der Backe, bei denen ich gar nicht wusste, wo sie herkamen. Nun gut, mal weiter geschaut und einige Themen (in meinem Profil) gleich entfernt. Ich selber habe das nicht ausprobiert, anderen was vorzuschlagen, weil ich von den Inhalten bisher nicht so ganz überzeugt war, die sich allgemein um ein Thema rankten. Einen Thread zu empfehlen hätte ich sinniger gefunden, das kann man schon eher mal machen. Geht aber nicht — oder?
Warum ich mich aber über Quora „aufrege“, obwohl ich kaum darin aktiv bin, ist die folgende Konversation zwischen Bianca Gade und mir. Nein, nicht über Bianca rege ich mich auf, haha, falsch ausgedrückt von mir, neee, die ist total nett und mit ihr diskutiere ich supergern auf irgendwelchen Plattformen (am liebsten Facebook). Weil ich nicht weiß, wielange der Thread noch Bestand hat (!) verlinke ich zwar darauf, hänge aber noch einen Screenshot dran.
Warum stelle ich so heraus, dass ich auf deutsch schreibe?
Ganz einfach: Quora mag keine anderen Sprachen als englisch. Es ist vielleicht mal angedacht, so habe ich anfangs gelesen (finde den Link aber nicht wieder), dass weitere Sprachen hinzu kommen, aber momentan wünscht sich Quora, dass auf englisch gepostet wird. Ein Wunsch, ja, okay. Aber warum sollte ich dem nachkommen?
Also frisch und munter den ersten Post (bisher mein einziger) auf deutsch aufgesetzt und gewartet, ob überhaupt eine Antwort kommt. Sie kam, also die Antwort und Bianca. Sehr asynchron tauschten wir uns aus, es ging nicht chatmäßig zugange, sondern von Samstag bis Dienstag, also gestern.
Bianca hat auch gleich ausprobiert, wie es sich anfühlt, Quora auf deutsch zu benutzen, hat einen Post eingestellt und gleich auf den Deckel bekommen: Posting gelöscht (!), Begründung des Admins von Quora mit einem Link: Do Quora questions need to be written in English?
Ach, das war ja das Posting, was ich kurz (zu Beginn) gelesen hatte und so schnell nicht wieder gefunden. Der Inhalt versteht sich für mich wie folgt (verkürzt):
Zurzeit sollte (!) in Quora auf englisch gepostet werden.
Der Hauptgrund: englisch verstehen alle, bzw. andere Sprachen werden von den meisten nicht verstanden.
Im weiteren Verlauf löst Quora das Problem und internationalisiert die Site, aber jetzt ist die offizielle Sprache von Quora Englisch.
Okay, soweit verständlich. Aber warum wird dann das Posting von Bianca einfach so gelöscht? Mit der Begründung es wäre „deutsch“?
Deutsch, nicht gut? Sowas ist doch ein Aufreger.
Meiner Meinung nach grenzt das schon an Zensur, Sprachzensur. Ich wundere mich, dass mein Posting überhaupt noch da ist. Ich habe Bianca bisher nicht gefragt, WAS sie gepostet hat, aber vielleicht schreibt sie das ja noch in einem Kommentar (Danke, Bianca im voraus).
Nun, solange Quora sich so verhält, und Muttersprachlern ihre eigene Sprache verbietet zu benutzen, habe ich ein schlechtes Bild von Quora gewonnen. Wie intolerant ist das denn?
Bei Frage-Antwort-Plattform hatte ich erst an FormSpring gedacht, aber Quora ist ja eher eine Diskussionsplattform. Nunja Mich persönlich reizt es zwar nicht, aber das gebaren finde ich sehr merkwürdig.
Na wenn sie meinen, dass sie damit groß werden …
Naja, ich gebe Dir in Teilen recht. Es gibt allerdings auch Fragen, die mit einer einfachen bzw. sachlichen Antwort auskommen, eine Diskussion ist also nicht immer zwingend notwendig. Daher hatte ich es auf „Frage-Antwort-Plattform“ reduziert, aber die Diskussion ja nicht automatisch ausgeschlossen. 🙂
Lass die Site doch einfach in Ruhe sterben. 😉
Quoras USP liegt darin, eine höchstmögliche Qualität von Fragen und Antworten sicherzustellen. Zwar wird dazu auch die Community eingebunden, aber letztlich kann dieses Ziel nur dann erreicht werden, wenn die Quora-Macher selbst das verstehen, was auf ihrer Site veröffentlicht wird.
Bedenkt man nun, dass das Unternehmen sehr jung ist und mit Sicherheit nicht für jede Sprache dieser Welt bereits Angestellte hat, welche diese verstehen, bleibt dem Dienst meines Erachtens nach gar nichts anderes übrig, als konsequent jede andere Sprache zu verbannen. Die Alternative wäre, auf Quora ein Gemisch aus unzähligen Sprachen zuzulassen, die bei Quora selbst niemand spricht und die demnach auch nicht moderiert werden können.
Wenn du dich dafür aussprichst, dass man auf Deutsch publizieren können soll, dann muss dies auch für jeden Mongolen, Franzosen, Chinesen und Brasilianer gelten. Und dann wird es nicht lange dauern, bis in deinem Stream Inhalte auf Chinesisch oder Portugiesisch auftauchen. Wie lange würde es dann wohl dauern, bis du Quora den Laufpass gibst, weil es für dich unbrauchbar geworden ist?
Ich bin froh über die derzeitige Beschränkung auf Englisch und glaube, dass die sprachliche Adaption eine extrem große Herausforderung darstellt, weil bei jeder Sprache quasi bei null begonnen wird, mit allen Risiken für einen Dienst, die dies beinhaltet.
Danke für die informativen Worte, Martin. Wenn ich das vorher gewusst hätte … aber ich habe mich nicht so gut informiert wie Du und wollte einfach loslegen. So wie bestimmt ganz viele. Liest man immer die TOS? Nein, ich habe sie nur überflogen. Mir war nicht klar, dass Quora sich selber so stark in der Verantwortung sieht. Ich ging davon aus, dass das eine Plattform für User ist, die von Quora nur sanft moderiert wird. Und das „sanft moderieren“ haben sie im Fall von Bianca nicht geschafft, das fand ich „krass“.
Ich habe mir jetzt das Team mal angeschaut, da sind so viele Leute, warum ist denn keiner darauf gekommen, dass man – bevor es internationalisiert wird – schon mal einen „Flag“ setzen kann, welche Sprache ich im Posting benutze. Ein simpler Datenbankeintrag, den man später immer noch aufpusten kann, nutzen kann, um die Internationalisierung voranzutreiben. Hätte auch noch den Vorteil gehabt, dass sie hätten sehen können, welche Sprache sie als nächstes implementieren, da die Nachfrage gegeben ist. Und Quora hätte „Supporter“ suchen können, ob ein Vertreter/Heavyuser einer viel genutzten Sprache mal drüberschaut, ob alles okay ist. Das wären meine konstruktiven Vorschläge gewesen.
Die einzige Frage, die zu meinem Blogartikel führte, ist doch: musste man so rigoros löschen? Es hätte doch als eine Bitte an Bianca formuliert werden können, entweder die Bitte + Erklärung zu verstehen, warum es nur auf englisch geht, verbunden mit der Bitte, die Frage zu übersetzen oder ob Quora das Posting entfernen dürfte, Bianca es neu aufsetzen möchte – auf englisch. Nicht mehr und nicht weniger.
Bei FormSpring fehlte mir teilweise die Möglichkeit zur weiteren Nachfrage, wenn die Antwort nicht zufriedenstellend war, daher wäre Quora da auf einem besseren Weg gewesen.
So gesehen, Max, ja. Aber Formspring mochte ich noch nie, das nur nebenbei. Bei Formspring geht es immer um eine Person, die Fragen beantwortet und das auch eher im persönlichen Rahmen oder auf die Person (Job, Hobby) bezogen. Ein ganz anderer Ansatz als bei Quora. Bei Quora frage ich alle und alle können antworten. Das soweit zum Unterschied zu den beiden Plattformen, die ich aus diesem Grunde nie miteinander vergleichen würde, was das Produkt und seinen Nutzen/Ansatz angeht.
„Es gibt allerdings auch Fragen, die mit einer einfachen bzw. sachlichen Antwort auskommen, eine Diskussion ist also nicht immer zwingend notwendig. “
Stimmt. Aber das lässt sich wohl kaum in eine Nutzungspolicy verpacken.
„It’s ok to post in other languages as long as you are sure that your question won’t lead to an extensive discussion“… 😉
Das Löschen von Biancas Artikel war eindeutig gegen die eigenen Richtlinien. Der Link (und der dort zu lesende Text), der es „erklären“ sollte ist da ganz eindeutig.
> should be in English = sollte in Englisch sein, muss aber nicht.
> There are probably a bunch of other cases where it makes sense to have content in other languages on the site; use common sense. = auch dabei muss man nicht rumdeuteln, der Mod. hat eindeutig seine Kompetenzen überschritten.
Also: danke, aber ich möchte keine Einladung zum Mitmachen bei Quora, solche Pfeifen gibt es schon zu Hauf auf anderen Plattformen wie Wikipedia oder Xing.
Ich stimmte Martin zu: Ich halte Quoras momentane Beschränkung auf die englische Sprache ebenfalls für sinnvoll. Gleichzeitig sollten Posts natürlich nicht ohne entsprechende Vorwarnung gelöscht werden.
Hierbei von „Zensur“ zu sprechen, ist aber überzogen. Das Wort „Zensur“ bezieht sich auf politische Maßnahmen offizieller Stellen.
@pjebsen – wir hatten ja schon anderweitig auf Quora das Vergnügen und es amüsiert mich ein bisschen (muss schmunzeln), dass ich jetzt auch hier auf einen Kommentar Pro-Quora finde. Schade, es wird auch nicht mein gesamter Beitrag kommentiert, sondern ein Wort herausgegriffen. Ich schrieb erläuternd zum Wort „Zensur“ noch „Sprachzensur“. Dieses Wort ist zwar laut seiner Bedeutung nicht 100%ig korrekt gewählt, aber es veranschaulicht in seiner Vehemenz mein Empfinden. Und auf Quora bezogen und die „Sprach-Politik“, die Quora vertritt, ist es nicht ganz unpassend gewählt. So meine Meinung – nach wie vor.
Zu @gigaoms Frage: Den Hype um Quora habe ich nicht mitbekommen. Ich erfuhr erstmals Anfang dieses Jahres durch einen US-Jahresrückblick über spannende Neuentwicklungen von Quora. Da ich es intelligent gestaltet finde, und da es für mich Nutzwert hat, werde ich weiter dort aktiv bleiben – bis was Besseres daherkommt.